Musical Elisabeth- Ein Welterfolg (Part II)

Die Aufgabe erschien schwierig, der Anspruch war hoch. Schon mehrmals zuvor hatte man versucht, das Leben der wohl berühmtesten Kaiserin von Österreich publikumswirksam zu verpacken - mit unterschiedlichem Erfolg. Als in den 1980er Jahren schließlich die Idee geboren wurde, den Stoff in ein Musical einfließen zu lassen, war die Skepsis groß. Zu kitschig, zu klischeebeladen galt die große Vorgabe aus den 1950er Jahren. Mehr als dreißig Jahre später, nach unzähligen Aufführungen in den unterschiedlichsten Ländern, gilt "Elisabeth" als das erfolgreichste deutschsprachige Musical überhaupt. Dabei waren Konzeption und Umsetzung nicht unumstritten. Wie stark lässt sich die tragende Rolle des Todes im Leben der Kaiserin von Österreich tatsächlich festmachen? Und welchen Anspruch darf das Musical auf historische Authentizität generell stellen? Erfahrt hier nun Hintergründe über die Verquickung von historischer Wahrheit und künstlerischer Interpretation.

Zweiter Akt 

 

Während Franz Josef und Elisabeth in einer feierlichen Zeremonie zu König und Königin von Ungarn gekrönt werden, nimmt Lucheni vor der imposanten Kathedrale in Buda eine kritische Bilanz über das Leben der Kaiserin vor. Die Unterstützung der ungarischen Unabhängigkeitsbewegung zieht jedoch das unausweichliche Ende des Habsburgerreiches nach sich. Trotz dieser politischen Entwicklungen befindet sich Elisabeth auf dem Gipfel ihres Triumphs und verteidigt beharrlich ihre Unabhängigkeit, selbst wenn dies bedeutet, ihren Sohn Rudolf zu vernachlässigen, der sich seinerseits im Tod einen ungewöhnlichen Freund findet.

Während Elisabeth eine Nervenklinik besucht und dort mit einer Patientin, die vorgibt, die Kaiserin zu sein, in Konflikt gerät, scheint der Gedanke des Wahnsinns für einen Moment als möglicher Fluchtweg auf. Doch ähnlich wie bei der vorherigen Begegnung mit dem Tod weicht Elisabeth auch diesmal nicht zurück. In der Zwischenzeit schmieden Erzherzogin Sophie und die entmachteten Höflinge eine Intrige, um Elisabeths Einfluss auf Franz Josef zu schwächen. Das Mittel dazu scheint eine andere Frau im Leben des Kaisers zu sein. Graf Grünne wird beauftragt, sie im Etablissement der Madame Wolf aufzuspüren, und Lucheni deutet an, dass diese Wahl nicht ohne Folgen bleiben wird.

Nach einer Affäre infiziert Franz Josef seine Frau mit der französischen Krankheit, was Elisabeth die Gelegenheit bietet, sich endgültig vom Hof und Kaiser zurückzuziehen. Als Franz Josef die Aussprache mit seiner Mutter sucht und ihr vorwirft, seine Ehe zu zerstören, rechtfertigt sie ihr Handeln lediglich im Interesse der Monarchie. Selbst nach dem Tod der Schwiegermutter meidet Elisabeth weiterhin den Wiener Hof und durchstreift rastlos Europa. In der Heimat hat ihr inzwischen erwachsener Sohn Rudolf mit eigenen Problemen zu kämpfen und begegnet innerlich zerrissen erneut dem Tod. Ein klärendes Gespräch zwischen Vater und Sohn endet im Streit über die Zukunft der Monarchie, während sich auf den Straßen Wiens erste antisemitische Kundgebungen formieren.

Elisabeth, die sich nach Korfu zurückgezogen hat, sucht in spiritistischen Sitzungen Kontakt zum Reich der Toten und dem von ihr verehrten Dichter Heinrich Heine. Statt einer Antwort von Heine erhält sie jedoch eine Ermahnung von ihrem eigenen Vater. Verzweifelt sucht Rudolf bei seiner Mutter Fürsprache beim Kaiser, doch Elisabeth will für niemanden mehr bitten, nicht einmal für ihren Sohn. Einsam und verlassen sieht Rudolf keinen Ausweg mehr und nimmt sich das Leben. Nach dem Selbstmord ihres Sohnes überwältigen Elisabeth Schuldgefühle, und sie fleht den Tod an, sie endlich zu erlösen. Doch nun ist es der Tod, der sie abweist und in ihren Qualen zurücklässt. Argwöhnisch beobachtet von Lucheni versucht Franz Josef ein letztes Mal, seine Frau zur Rückkehr nach Wien zu bewegen. Letztendlich müssen beide erkennen, dass sie sich längst voneinander entfremdet haben und keine Chance mehr auf ein gemeinsames Leben besteht.

In einem Albtraum wird Franz Josef mit dem tragischen Schicksal seiner Familie konfrontiert und ahnt den Untergang Habsburgs voraus. Zuletzt begegnet er Lucheni, der ihm nach dem Tod der Löhne die Mordwaffe zuwirft und ihn mit seinem Auftrag zu Elisabeth schickt.

Epilog 

Am Ende von Luchenis Verhör wird das Attentat am 10.September 1898 geschildert. Er ersticht Kaiserin Elisabeth am Ufer des Genfer Sees, die in einer letzten Umarmung des Todes endlich ihre lang ersehnte Freiheit findet.1

Inwieweit die Inszenierung des Musicals im 2. Akt mit der realen Lebensgeschichte der Kaiserin Elisabeth übereinstimmt und was als “künstlerische Freiheit” angesehen werden sollte, könnt ihr gerne in unserer Podcastfolge 9: “Musical Elisabeth vs. Kaiserin Elisabeth Part II” nachhören. 

  • 1Programmheft von Elisabeth im Raimund Theater 2012, Wien Programmheft von Elisabeth im Theater an der Wien 1997, Wien