Musical Elisabeth- Ein Welterfolg (Part I)

Die Aufgabe erschien schwierig, der Anspruch war hoch. Schon mehrmals zuvor hatte man versucht, das Leben der wohl berühmtesten Kaiserin von Österreich publikumswirksam zu verpacken - mit unterschiedlichem Erfolg. Als in den 1980er Jahren schließlich die Idee geboren wurde, den Stoff in ein Musical einfließen zu lassen, war die Skepsis groß. Zu kitschig, zu klischeebeladen galt die große Vorgabe aus den 1950er Jahren. Mehr als dreißig Jahre später, nach unzähligen Aufführungen in den unterschiedlichsten Ländern, gilt "Elisabeth" als das erfolgreichste deutschsprachige Musical überhaupt. Dabei waren Konzeption und Umsetzung nicht unumstritten. Wie stark lässt sich die tragende Rolle des Todes im Leben der Kaiserin von Österreich tatsächlich festmachen? Und welchen Anspruch darf das Musical auf historische Authentizität generell stellen? Erfahrt hier nun Hintergründe über die Verquickung von historischer Wahrheit und künstlerischer Interpretation.

Produktionsgeschichte 

 

In den späten 1980er-Jahren trat der Musikproduzent Michael Kunze an den damaligen Intendanten der Vereinigten Bühnen Wiens, Peter Weck, heran und präsentierte ihm sein Projekt "Elisabeth" – ein Drama-Musical über die Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Peter Weck, der in den berühmten Sissi-Filme von Ernst Marischka die Rolle des Karl Ludwig mimte, wollte keine weitere Produktion, in der das Leben der Kaiserin verkitscht da gestellt werden sollte. In Zusammenarbeit mit dem Komponisten Sylvester Levay, den Kunze hinzuzog, begannen sie, das Stück zu entwickeln.  

Es vergingen einige Jahre, bis die Intendanten, Komponisten und der Texter das Werk als ausreichend betrachteten, um es im Theater an der Wien aufzuführen. Um auch möglichen Kritiken vorzubeugen, engagierte Weck den Opernregisseur Harry Kupfer. Die musikalische Geschichte wurde durch den Mörder Luigi Lucheni erzählt, dargestellt von Ethan Freeman, einem aus den USA stammenden Musicaldarsteller, der auch an der Erschaffung der Rolle beteiligt war. In den frühen 1990er-Jahren wurde die niederländische Musicaldarstellerin Pia Douwes als erste Elisabeth nominiert, später übernahm Maya Hakvoort die Rolle. Neben österreichischen Darstellern wie Else Ludwig als Kaisermutter und Viktor Gernot als Kaiser wurden auch deutsche Künstler wie Uwe Kröger als Tod engagiert. 1

Am 03. September 1992 hatte das Musical “Elisabeth” sein Uraufführung am Theater an der Wien und war bis zum 25. April 1998 unter der Regie von Harry Kuper im Theater an der Wien zu sehen. Seit der Uraufführung wurde Elisabeth in vielen verschiedenen Ländern aufgeführt, wie etwa Japan, Ungarn, Belgien und Finnland. In Wien gab seit 1992 mehrere Wiederaufnahmen des Stücks, teilweise auch in gekürzter Fassung wie etwa in der Version vor Schloss Schönbrunn. 

Prolog 

Auch nach einem Jahrhundert seit seinem Selbstmord wird der italienische Anarchist Luigi Lucheni im Jenseits fortwährend vor einem Richter befragt. Er versucht, seine Handlung damit zu rechtfertigen, dass er lediglich den eigenen Wunsch von Elisabeth erfüllt habe, denn sie sei die Geliebte des Todes gewesen. Als Verteidigungszeugen nennt Lucheni die verstorbenen Zeitgenossen der Kaiserin und ruft erneut das untergegangene Reich der Habsburger herauf. Plötzlich erscheint unter den Menschen aus Elisabeths Leben auch der Tod selbst und bekennt, sie tatsächlich geliebt zu haben. 

Erster Akt: 

Luigi Lucheni, der nun als Erzähler durch die Liebesgeschichte zwischen Elisabeth und dem Tod führt, führt uns zurück ins Jahr 1853. Auf dem Anwesen der Familie in Possenhofen, Bayern, verabschiedet sich die 15-jährige Elisabeth von ihrem Vater Herzog Max, der vor einem anstehenden Treffen mit der Familie nach München flieht. Obwohl die lebenslustige Tochter am liebsten mit ihm gehen würde, erinnert die Gouvernante sie an ihre Pflichten. Auf dem Fest verkündet Elisabeths Mutter Ludovika die Verlobung ihrer Tochter Helene mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph. Die Ankündigung wird jedoch von einer Zirkuseinlage Elisabeths unterbrochen, bei der sie stürzt und erstmals dem Tod begegnet. 

Zur gleichen Zeit ist der junge Kaiser in Wien mit wichtigen politischen Entscheidungen beschäftigt, stets unter den strengen Augen seiner Mutter, Erzherzogin Sophie. Doch nun steht die Reise nach Bad Ischl an, wo Franz Joseph seine zukünftige Braut kennenlernen soll. Stattdessen verliebt er sich auf den ersten Blick in deren jüngere Schwester Elisabeth. Die Trauung in der Wiener Augustinerkirche markiert für Lucheni den Anfang vom Ende des Habsburgerreiches. Während Elisabeth dem Kaiser im Hintergrund das Jawort gibt, läutet der Tod im Hintergrund die Hochzeitsglocken für das Paar. Beim Empfang in Schloss Schönbrunn werden kritische Stimmen bezüglich der Wahl des Kaisers laut, insbesondere von Sophie und Max. Auf dem Höhepunkt des Festes erscheint erneut der Tod, doch Elisabeth flieht vor ihm in die Arme ihres Mannes. 

Mit der Zeit fühlt sich die freiheitsliebende Elisabeth am Kaiserhof immer stärker eingeengt und von der Schwiegermutter unterdrückt, die auf die Einhaltung des Zeremoniells besteht. Sie sucht Hilfe bei Franz Joseph, der jedoch stets dem Willen seiner Mutter nachgibt. Der Streit eskaliert, als Sophie auch die Erziehung der Enkelkinder an sich reißt und Elisabeth sich offen gegen die Schwiegermutter auflehnt, mit fatalen Folgen. 

Auch in den Kaffeehäusern von Wien werden die Ereignisse am Hof und die begleitenden politischen Verwirrungen leidenschaftlich diskutiert. Nach der Geburt von Kronprinz Rudolf möchte Sophie den Thronfolger militärisch erziehen, doch das Selbstbewusstsein der Kaiserin wächst. Sie stellt ihrem Mann ein Ultimatum und weist sogar den Tod, der ihr Trost anbietet, schroff ab. 

Währenddessen heizt Lucheni die zunehmend revolutionäre Stimmung auf den Straßen Wiens weiter an. Er verbreitet die Nachricht, dass Elisabeth die dringend benötigte Milch des Volkes für ihre persönliche Schönheitspflege verschwendet. Tatsächlich werden in den Gemächern der Kaiserin verschiedene Pflegeprodukte für den Erhalt ihrer Schönheit verwendet. Mitten in dieses tägliche Ritual platzt der Kaiser, der die Liebe zu Elisabeth nun über seine Mutter stellt und allen Forderungen seiner Frau nachkommt. 2

Inwieweit die Inszenierung des Musicals im 1. Akt mit der realen Lebensgeschichte der Kaiserin Elisabeth übereinstimmt und was als “künstlerische Freiheit” angesehen werden sollte, könnt ihr gerne in unserer Podcastfolge 8: “Musical Elisabeth vs. Kaiserin Elisabeth Part I” nachhören.