Die Frisörin der Kaiserin und ihre erfolgreiche Familie

Fanny Feifalik & Co.- Erfolgsgeschichte einer Familie Beschäftigt man sich mit den dienstbaren Geistern rund um Kaiserin Elisabeth, so stößt man unweigerlich auf Fanny Feifalik, die wohl berühmteste Friseuse am Wiener Hof. Obwohl sie selbst kaum Aufzeichnungen hinterlassen hat, gilt die geniale Haarkünstlerin als fester Bestandteil jeder Elisabeth Biographie. Kaum ein Biograph aber hat sich ihrer ebenfalls hochbegabten Schwester Albertine angenommen, ihrem Leben am Wiener Burgtheater und ihren geschäftstüchtigen Verwandten. Höre hier neben der Geschichte von Fanny Feifalik erstmals Details aus dem erfolgreiche Leben von Albertine Schwerdtner, erfahre mehr über eine Künstlerfamilie aus dem 19. Jahrhundert und gehe der Frage nach, wie das alles mit den ersten Fitnesscentern in Wien zusammenhängt.

Schon vieles wurde über die Kammerfriseurin von Kaiserin Elisabeth, Fanny Feifalik, berichtet doch nur wenig ist über ihre Herkunft und ihre engste Familie bekannt. Nicht nur Fanny spielte eine wichtige Rolle im Leben der Kaiserin, sondern auch andere Familienmitglieder arbeiteten für das Kaiserhaus und waren im sogenannten “alten Wien” bekannt. Diesen heute eher unbekannten Lebenswegen, wollen wir uns in diesem Beitrag widmen. 

Franziska Angerer- Rösler, war die Tochter des bekannten Friseurs Benedict Angerer und der Hebamme Anna von der ansonsten heute leider nichts bekannt ist. Ihr Vater besaß einen Friseurladen in der Burggasse 8 am Spittelberg. Benedicts kreierte Allongeperücke wurde für das Prinz Eugen Denkmal von Anton Fernkorn auf dem Wiener Heldenplatz als Vorbild benutzt. 

Kaiserin Elisabeth hatte über viele Jahre verschiedenste griechische Vorleser, der wohl bekannteste unter ihnen war ‘Constantin Christomanos’, der kurz nach ihrem Tod im Jahr 1898 “die Tagebuchblätter” veröffentlichte und uns so einen kleinen Einblick in das Leben der ungewöhnlichen Monarchin gewährte. Wenn man die Aufzeichnungen heute liest, erscheint es wichtig zu erwähnen, dass Christomanos die Kaiserin sehr verehrte und vermutlich auch Gefühle für sie verwickelte. Dies war möglicherweise auch der Grund, weshalb er schließlich aus dem Dienst entlassen wurde. Bei den Beschreibungen ihres Charakters handelt es sich daher teilweise um eine Verklärung. Außerdem wählte er eine blumige, schwülstige Schreibweise, die für die heutige LeserIn über weite Strecke sehr langatmig und mühsam zu lesen ist. 

In den Tagebuchblättern wird auch eine Szene festgehalten, die die Beziehung zwischen der  k.k. Kammerfriseurin und der Kaiserin zeigt, die bis heute in der Forschung und in vielen Biographien von Kaiserin Elisabeth übernommen wurde, die am 9. Dezember 1891 in der Wiener Hofburg stattfand: 

“Hinter dem Sessel der Kaiserin stand die Friseuse in schwarzem Kleide mit langer Schleppe, eine weiße spinnewebene Schürze sich vorgebunden, als Dienende selbst von imposanter Erscheinung, Spuren verblühter Schönheit auf dem Gesicht voll finsterer Ränke- (…). Dann wob sie aus allen diesen Strahlen, die aus erloschenem Gold zu Blitzen, dunklen Granatrots aufflammten, neue ruhige Wellen, flocht diese Wellen zu kunstvollen Geflechten, die in zwei schwere Zauberschlangen sich wandelten, hob die Schlangen empor und ringelte sie um das Haupt und band daraus, mit Seidenfäden dieselben durchwirkend, eine herrliche Krone.”1   

Besonders berühmt wurde der Schluss dieser Art “Haarzeremonie”: 

“Dann brachte sie auf einer silbernen Schüssel die toten Haare der Herrin zum Anblick, und die Blicke der Herrin und jene der Dienerin kreuzten sich eine Sekunde- leisen Vorwurf bei der Herrin enthaltend, Schuld und Reue der Dienerin kündend. Dann wurde der weiße Mantel aus Spitzen von den fallenden Schultern gehoben, und die schwarze Kaiserin entstieg gleich einer göttlichen Statue der bergenden Hülle. Die Herrscherin neigte den Kopf- die Dienerin versank in den Boden leise flüsternd: “Zu Füßen Euerer Majestät ich mich lege”- und so ward die heilige Handlung vollendet.” 2

Wirklich viele Fans hatte Fanny Feifalik nicht am Hof. Auch eine der bekanntesten Hofdamen der Kaiserin und gleichzeitig engste Vertraute, Marie Festetics, hält wenig von ihr: 

“Aber ein Geist der Unzufriedenheit geht immer von dort aus! (…) Jeder hat Aspirationen! Die Gouvernante, der Bischof, ein bißchen auch Ferenczy, am meisten die Feifalik; alle Menschen, die nicht waren, und nichts gewähnt, glauben größer, hoch geborener, vornemer zu sein, wenn ihnen nichts recht ist.”3  (Ischl, 29. Juli 1875) 

Und weiter: 

“Das liebe Ehepaar (Feifalik) sorgt für Verdruß und Peinlichkeit, an jedem Ort, mit jedermann, fremd oder bekannt muß Nachsicht üben! So war es auch hier gewesen. Sogar mit Colonel Foster (Jagdbegleiter d. Kaiserin) gab es Verdruß. Er hatte die Madame nicht ehrfurchtsvoll genug begrüßt (er kennt sie aber gar nicht), darauf veranlaßte sie den Gatten zu Nopcsa zu gehen, um den Colonel zu maßregeln! (…) In der Fremde aber will sie nicht Dienerin sein, sondern beansprucht den Rang, weil er Sekretär ist! Bei Hofe wie überall auch eine untergeordnete Stellung, eigentlich für die Tochter des Herrn Angerer und der Vorstadt Hebamme Angerer, die bis zum 10. Jahre mit bloßen Füßen in der Vorstadtgaßen lief, und endlich als Theaterfriseurin ihr (S.96) Leben zu beschließen dachte!! Eine unglückliche Idée von Paula Königsegg, auf Empfehlung von Ludwig Victor diese Person in’s Haus zu bringen!” 4

Was heute kaum bekannt sein durfte: Nicht nur Fanny Feifalik durfte die Kaiserin frisieren, sondern auch ein anderes Familienmitglied, nämlich ihre Schwester Albertine. 

Albertine Schwerdtner war, wie zuvor auch Fanny, am Wiener Burgtheater als Damenfriseurin angestellt. 

Im Mai 1887 war folgendes in der Zeitung “Die Presse” zu lesen: 

‘Die seit 22. Februar vom Burgtheater beurlaubte Hoffriseurin Albertine Schwerdtner ist gestern mit Ihrer Majestät der Kaiserin von Herkulesbad angekommen und hat ihre Tätigkeit im Burgtheater wieder aufgenommen. ‘ 

Bereits 1870 erhielt sie, wie auch ihr Vater Benedict und ihre Schwester, den Titel k.k. Hoffriseurin. Somit zählte nicht nur Kaiserin Elisabeth zu ihren Kundinnen sondern auch andere Mitglieder des Kaiserhauses, wie etwa für Prinzessin Marie Josepha: 

‘Albertine Schwerdtner wird morgen nach Dresden reisen, wohin sie berufen wurde um die Prinzessin Maria Josepha, die Braut des Erzherzogs Otto, für die Vermählungsfeierlichkeiten zu frisieren. Frau S. hat zu diesem Zweck von der Generalintendanz der beiden Hoftheater, der sie als Damen=Friseurin des Burgtheaters untersteht, einen sechstätigen Urlaub erhalten. ’ 5

Gemeinsam mit ihrem Mann bildetet sie so etwas wie das “It-Paar" des alten Wiens und waren bekannt für ihre Feste. Die Silberhochzeit der beiden wurde daher groß gefeiert und auch in der Presse wurde darüber berichtet: 

“Die Silberne Hochzeit brachte dem Ehepaar Schwerdtner eine Reihe von Überraschungen aus allen Kreisen der Residenz. Nicht klein war auch die Zahl der von auswärts gekommenen Glückwünschtelegramme. Als erste stellten sich schon zur Morgenstunde die Arbeiter des Jubilars zur Beglückwünschung ein. Sie überreichten nebst einem Bouquet von riesiger Dimension eine Adresse. Unter den vielen Gratulanten, die auf schriftlichem Wege ihre Sympathiebeweise gaben, befanden sich auch der Direktor Wilbrandt und Gemalin Ada Christen. Erzherzogin Elisabeth sandte an Frau Schwerdtner ein aus 25 Rosen gewundenes Bouquet und eine in Diamanten gefasste Broche. (...)” 6.

Johann Schwerdtner Porträt, in späteren Jahren
Johann Schwerdtner

 

Auch Albertines Mann war im sogenannten “alten Wien” kein Unbekannter und arbeitete für das österreichische Kaiserhaus. Hierbei handelt es sich um den Medailleur & Graveur Johann Schwerdtner, der auch die Stanzen für die heute noch bekannte Firma "Thonet" produzierte.

Das Ehepaar Schwerdtner hatte zwei Söhne: Carl Maria, der ebenfalls Medailleur war und Hugo Schwerdtner, der eines der ersten "Zanderinstitute" in Wien leitete und durch seine Vorträge berühmt machte.

Was sich hinter dem Begriff "Zanderinstitut" verbirgt und falls du noch mehr über die Familie von Fanny Feifalik erfahren möchtest, höre dir gerne unsere Folge "Fanny Feifalik & Co.- Die Erfolgsgeschichte einer Familie" an.

 

 

  • 1Constantin Christomanos, Elisabeth von Österreich, Tagebuchblätter, 1983, München, S. 48.
  • 2Constantin Christomanos, Elisabeth von Österreich, Tagebuchblätter, 1983, München, S. 49.
  • 3Gudula Walterskirchen, Beatrix Meyer, Das Tagebuch der Gräfin Marie Festetics- Kaiserin Elisabeth intimste Freundin, S. 82.
  • 4Gudula Walterskirchen, Beatrix Meyer, Das Tagebuch der Gräfin Marie Festetics- Kaiserin Elisabeth intimste Freundin, S. 95/96.
  • 5Neue freie Presse,29.09.1886.
  • 6.Neues Wiener Tagblatt 24.06.1885.